Integration

Integration. Ein Begriff, den man in letzter Zeit oft hört. Meines Erachtens verwenden ihn die meisten von uns im Sinn von "Eingliederung". Damit ist dann gemeint, dass die Menschen, die zu uns kommen, in unsere Gesellschaft eingegliedert werden sollen. Oder als Frage formuliert, ob und wie diese Menschen eingegliedert werden können.


Durch das Nachdenken über diese Frage bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass die Initiative zur Eingliederung in eine bestehende Gemeinschaft von dem Menschen ausgehen muss, der sich eingliedern will, da dieser Schritt allein auf Freiwilligkeit beruhen kann. Die Gemeinschaft kann eine Einladung aussprechen, ihre Bereitschaft signalisieren, andere aufzunehmen, und sie kann bei der Eingliederung helfen. Die aktive Rolle bleibt jedoch bei demjenigen, der als neues Mitglied einer bestehenden Gemeinschaft beitreten möchte.
Da jedes gesellschaftliche Zusammenleben auf vereinbarten Werten, Normen und Spielregeln beruht, müssen diejenigen, die sich eingliedern wollen, diese Vereinbarungen kennen und akzeptieren. Das ist m.E. die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Integration.
Eine unserer wichtigsten gesellschaftlichen Vereinbarungen ist unser Grundgesetz. Diese Lektüre empfehle ich aber nicht nur denen, die neu zu uns kommen, sondern insbesondere auch denjenigen, die momentan so gern versuchen, ihren ängstlichen Mitmenschen einen "braunen Bären" aufzubinden. In unserem Grundgesetz stehen nämlich auch Regeln für den Umgang mit Menschen, die nicht sofort und einhundertprozentig unseren persönlichen Vorstellungen von "Normalität" und "Angepasstheit" entsprechen.


Diese Verhaltensregeln sollten wir nicht ignorieren. Eben so wenig sollten wir den Menschen, die sich ernsthaft in unsere Gemeinschaft eingliedern wollen, leichtfertig die Integration verweigern. In diesen Fällen besteht nämlich die Gefahr, dass sich Parallelgesellschaften bilden. Ich denke, dass wir bereits Parallelgesellschaften in Deutschland haben und aufpassen müssen, dass die bestehenden nicht größer werden oder neue hinzukommen.


In der Regel kennen die Menschen, die zu uns kommen wollen, unsere Gesellschaftsordnung nicht. Denen, die bereits bei uns sind, müssen wir die wesentlichen Grundlagen unseres Zusammenlebens darum schnellst möglich vermitteln. Das halte ich neben der Sprachförderung für die zentrale Aufgabe in den nächsten Wochen und Monaten. Darüber hinaus sollten wir Begegnung ermöglichen, weil sich Ängste, die auf beiden Seiten vorhanden sind, nur durch gegenseitiges "Beschnuppern" und Kennenlernen abbauen lassen.
Bei der Beschäftigung mit dem Wort "Integration" bin ich übrigens auf den lateinischen Ausgangsbegriff "integrare" gestoßen. Er wird übersetzt mit "erneuern", "ergänzen" und "geistig auffrischen". Wenn wir uns darauf einlassen, Integration in diesem Sinn zu verstehen, dann können neue Mitglieder in unserer Gesellschaft auch als Bereicherung empfunden werden.