Stichwort: Rassismus

Seit einigen Wochen sprechen in Deutschland Sportler, Politiker, Künstler und andere mehr oder weniger prominente Menschen mal wieder über Rassismus. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil behauptet nun, dass Deutschland ein "Rassismus-Problem" habe. Stimmt das?

In Deutschland leben auch Rassisten - ja! In Deutschland leben darüber hinaus Menschen, die Lesben und Schwule verachten, die ihre Mitmenschen mit körperlichen und geistigen Handicaps ausgrenzen, oder den Mitmenschen, die einer anderen Religion angehören, Gewalt nicht nur androhen.

Das ist äußerst bedauernswert, aber in Deutschland nicht anders als in jedem Land dieser Erde. Anders ist nur die Reaktion, wenn Deutschland und den Deutschen von prominenter Seite Rassismus vorgeworfen wird. Dann melden sich sofort Sportler, Politiker, Künstler und andere mehr oder weniger geistreiche Menschen zu Wort, um vor Rassismus in Deutschland zu warnen.

Diese Reaktionen sind im besten Fall gut gemeint und im schlechtesten Fall purer Populismus. Mein Ehepartner erleidet Homophobie täglich - weil er lange Haare hat und eine androgyne Ausstrahlung. Unser Alltag ist leider nicht so perfekt wie unser Grundgesetz. Hysterische Tweets, Statements und Interviews helfen aber nicht weiter. Unschön wird es, wenn uns BürgerInnen von politischer Seite Rassismus vorgeworfen wird, weil wir die himmelschreienden Fehler bei der Flüchtlingsbewältigung kritisieren. Das schlechte Management im Asylprozess schadet in erster Linie den Menschen, die vor Gewalt und Verfolgung nach Europa flüchten müssen. In zweiter Linie schadet es Deutschland und Europa. Was ist das für ein Armutszeugnis für unsere Regierenden, wenn sie ihre handwerklichen Managementfehler hinter dem schnöden Alltagsrassismus verstecken wollen!

Selbstverständlich müssen wir alle zusammen und jede/r Einzelne für sich täglich daran arbeiten, dass alle Menschen ausschließlich nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt werden und nicht nach ihrer Hautfarbe, ihrer Sexualität, ihrer Art sich zu bewegen oder ihrer religiösen Einstellung. Aber die Toleranz und die Akzeptanz für die Anderen und Andersartigen lässt sich nicht verordnen. Der Weg dahin kann allerdings durch eine gute Einwanderungs- und Bildungspolitik gefördert werden.

Liebe Regierenden, weniger reden, twittern und polemisieren - machen!