#bedauerlicherueckzieher

Kaum wurde die Aktion #allesdichtmachen in den Medien verbreitet, sind bereits erste Berichte darüber zu lesen, dass sich einige der beteiligten "Promis" von der Aktion distanziert hätten. Von Ulrike Folkerts ist die Rede, von Kostja Ullmann, Heike Makatsch, Richy Müller, Meret Becker und anderen. Ich finde diese frühen Rückzieher bedauerlich.

Es wäre bedauerlich, wenn die Schauspieler vor ihrer Teilnahme an dieser Aktion nicht damit gerechnet hätten, dass die Reaktionen auf ihre Videos kontrovers sein würden, dass sie Applaus von Menschen erhalten könnten, mit denen sie sich nicht gemein machen möchten, und dass ihnen selbst von geschätzten Kollegen Unverständnis entgegengebracht werden könnte.

Schlimm wäre es, wenn die genannten Schauspieler aus Sorge vor negativen Auswirkungen auf ihre Karriere ihre Videos zurückgezogen hätten. Diese Sorge müsste uns alle alarmieren.

Schade wäre es, wenn die Distanzierung darauf gründen würde, dass die Schauspieler dem Argument auf den Leim gegangen sind, ihre Aktion würde die achtzigtausend Corona-Toten verhöhnen.

Offenbar ist für einen Großteil von uns der Tod die schlimmste Erfahrung, die ein Menschen machen kann. So erkläre ich es mir, dass wir Gesundheit mit Virusfreiheit gleichsetzen, und alle anderen Einflüsse, die unser Gesundheitsempfinden bestimmen, ignorieren. Ich halte allerdings die verzweifelte Angst vor dem Leben für eine viel bösartigere Erfahrung als den Tod. Und wenn wir in dieser Zeit unsere Gedenken und unser Mitgefühl ausschließlich auf diejenigen fokussieren, die mit oder an Corona gestorben sind, dann blenden wir all jene aus, die durch Corona und unseren Umgang mit der Pandemie, ihre Existenz bedroht sehen, ihren Lebensmut verlieren und die eine scheiß Angst vor dem weiteren Leben haben.

Für mich ist die Aktion #allesdichtmachen genau diesen ausgeblendeten Menschen gewidmet. Und das finde ich gut. Das unterstütze ich. Und dabei kommt es nicht darauf an, ob ich jedes der Videos für absolut gelungen halte oder nicht.

Es ist bedauerlich, dass einige der Schauspieler, die sich für dies Aktion engagiert haben, jetzt vielleicht ebenfalls zu den Menschen zu zählen sind, die ein bisschen mehr Angst haben.